Die folgende Beschreibung hat Antonie Hamester, geb. Kock, als Schülerin 1951 angefertigt.

Der Kreis Stormarn gehört mit Dithmarschen zu den ganz wenigen Verwaltungsbezirken der Gegenwart, die den Namen eines alten Volksgaues der Vorzeit bis in unsere Tage bewahrt haben. Der heutige Kreis ist erst im Jahre 1867 nach der Einführung der preussischen Verwaltungsordnung entstanden. Er umfaßt in seinem nördlichen Teil Gebiete, die bis dahin nicht zu Stormarn gerechnet wurden. Auf der anderen Seite sind, vor allem im Westen, im Laufe der Geschichte weite Gebiete des Gaues anders eingegliedert und haben in ihrer Sonderentwicklung andere Namen empfangen. Der Name „Stormarn“ bezieht sich vor dem Jahre 1867 jahrhundertelang auf die drei „stormarischen“ Ämter Trittau, Reinbeck und Tremsbüttel sowie auf die noch heute bestehende Probstei Stormarn.

Verhältnismäßig spät tritt Stormarn als eine bestimmte, umgrenzte Landschaft aus dem Dunkel der Überlieferung heraus. Während wir von Dithmarschen wenigstens schon in den Tagen Karls des Großen hören, erfahren wir von Holstein und Stormarn dagegen erst gegen Ende des 11. Jahrhunderts Näheres durch den Geschichtsschreiber des Nordens, Adam von Bremen. Adam von Bremen berichtet :

Die nordelbischen Sachsen zerfallen in 3 Völkerschaften. Die ersten sind an der Nordsee die Dithmarscher (Tedmarsgoi) und ihre Mutterkirche steht in Meldorf; die zweiten sind die Holsten (Holcetae), so benannt nach den Holzungen, in deren Nähe sie wohnen. Die dritten und edelsten sind die Stormarner (Stormarii) genannt und zwar deshalb, weil dieses Volk häufig von Stürmen der Unruhe bewegt wird.

So ist Stormarn also zu damaliger Zeit auch von einem Teil der hervordringenden Sachsen besiedelt worden. Knapp 150 Jahre von der Mitte des 12. bis zum Ende des 13. Jahrhunderts dauerte die Zeit der großen Siedlungsbewegung in unserem Lande. Um 1300 entstanden in Stormarn, Ostholstein und Lauenburg im wesentlichen die Siedlungen, die wir noch heute kennen. Durch das damalige Siedlungswesen wurden die vorhandenen Waldgebiete immer mehr gelichtet und das gerodete Land urbar gemacht. übrig blieben die beiden großen und bedeutenden Wälder: „der Sachsenwald und die Hahnheide“.

Der östliche Teil Stormarns wird von dem Grenzwall „Limes Saxoniae“ begrenzt. Hiermit in Verbindung stehen die unzähligen Burgen, die man in den früheren Jahrhunderten in Stormarn errichtet hat; sehr häufig spricht man hier von Raubritterburgen. So ist in dieser Beziehung gerade auf geschichtlichem Wege von Stormarn recht viel nachweisbar.

Was die Lage des Landes anbetrifft, hat man als Stormarn alles Land zwischen Stör und Trave, Bille und Elbe bezeichnet. Es können also diese Flüsse in sehr groben Zügen als Grenze des Stormarnlandes dienen; doch ist man bei dieser Beurteilung mehr den Naturgrenzen als den geschichtlichen gefolgt. Selbst der Vorgeschichtsforscher Ruß vertritt die Ansicht, die Wilstermarsch müsse wohl mit zu Stormarn gerechnet werden; aber eine solche Ausdehnung ist geschichtlich bisher nicht nachweisbar. Der heutige Kreis umfaßt also das Gebiet zwischen Hamburg und Lübeck, begrenzt von den Kreisen Lauenburg, Segeberg und Pinneberg. Im Süden des Kreises Stormarn finden wir ein recht anmutiges Landschaftsbild; denn zwischen den Orten Großensee, Lütjensee, Trittau und auch bei Dwerkathen liegt eine Anzahl von Seen, Teichen und vermoorten Senken inmitten dieser Endmoränenlandschaft. Auch erstrecken sich hier die meisten Waldgebiete des Kreises sowie die Hahnheide und der Sachsenwald, so dass dieser Teil öffentlich als die „stormarnsche Schweiz“ benannt wird. In diesem südlichen Teil Stormarns liegt von Wäldern und Seen umgeben im Tal direkt am Waldrand der Hahnheide und am Nordufer der Bille das Dorf Trittau.