Als es daran ging, die Startseite dieser Homepage festzulegen, war mein Gedanke, dazu das Wappen der Scharnbergs bzw. der Scharpenbergs einzusetzen.

Aber welches war das „richtige Wappen“? Es gab nämlich verschiedene Alternativen. In meinen Unterlagen fand ich z.B. Kopien aus J. Siebmacher´s Wappenbuch, Nürnberg 1901, Verlag Bauer und Raspe. Tafel 12 war betitelt mit „Siegel adeliger Geschlechter“, Holstein und Lauenburg, und enthielt die Siegel von Heyneke Scarpenberch, 1320, und Johan Scarpenbergh, Ridder 1350. Auf Tafel 17, Hamburger-Bremer-Lübecker Adel, war ein Wappen der Scharffenbergs dargestellt, das ich selbst nach handschriftlichen Angaben auf den Kopien coloriert habe (s. Wappen rechts).

Im beschreibenden Text lesen wir :

Scharpenberch

Kein Familienstamm in Holstein und Lauenburg hat so zahlreiche Zweige getrieben als derjenige, der als gemeinsames Wappenbild einen Strahl oder eine Pfeilspitze führte. Zu ihm gehörte, als eine der bedeutendsten, die Familie der Scharpenberch. Obwohl der Strahl auf dem Wappen bei den verschiedenen Familien einigen Abweichungen unterliegt, sich auch sonst einige heraldische Unterscheidungen vorfinden, die indes nicht einmal immer streng durchgeführt sind, leidet es doch wohl keinen Zweifel, dass alle als aus einem Stamme entsprossen zu betrachten sind. Hauptsächlich im Lauenburgischen fanden sie sich zahlreich ansässig, sind indes sämtlich dort ausgestorben. Außerhalb der Herzogtümer blüht gegenwärtig, soviel bekannt, nur noch die Familie Scharpenberch in Dänemark.

Die Familie Scharpenberch im Besonderen tritt in Urkunden zuerst 1274 mit dem Ritter Ludolfus de Scarpenberge auf. Lüb. Urkundenbuch I. p. 327 No. 350. Sie erscheint dann im Laufe des 14. und 15. Jahrhunderts sehr zahlreich und ist noch 1653 im Lande ansässig, da sie in diesem Jahre das Gut Niendorf an der Stecknitz verkaufte. Topographie von Holstein und Lauenburg II. p. 211.

Das spiegelt auch das links nebenstehende Wappen wieder, das von Henning Böttcher, im Danmarks Adels Aarboog 1915 gefunden und handschriftlich coloriert wurde. Weiterhin finden sich in der Sylvester Kirche in Quakenbrück an Kirchenstühlen und Chor geschnitzte und bemalte Wappen, u.a. von der Familie von Scharpenberg (s. rechts). Nach dem Aarboog scheint ein Hauptmerkmal des Scharfenberg-Wappens die geschachte Lanzenspitze (der 'Strahl' ) zu sein, die angeblich mit der heiligen Lanze zu tun haben soll. Aus dem von Henning Böttcher zugesandten Foto des geschnitzten Wappens aus Quakenbrück habe ich das Kirchengestühl wegretuschiert und dieses Wappenbild ziert seitdem die Startseite der Homepage.

Ob es allerdings wirklich das Wappen z.B. des Heyno von Scharpenberg ist, kann derzeit nicht mit Bestimmtheit gesagt werden.

Die Frage stellt sich aber auch, ob die Scharnberg nicht ein ganz anderes Wappen besitzen. Bei einem Besuch ca. 1965 Jahren bei Scharnbergs, die von Trittau nach Hamburg gezogen waren, entdeckten wir z.B. das rechts dargestellte Wappen. Es ist in Leder geprägt und wurde mir von Hasso Bensien im Jahr 2007 als Erbstück aus dem Nachlass seiner Großmutter, Hermine Bensien, geb. Scharnberg, überreicht. Mein Bruder Richard erhielt 1991 von Antonie Elise Reimers, geb. Scharnberg, ein Trinkglas mit dem gleichen Wappen (s. links). Antonie ist eine Enkelin unseres Großvaters Johann, deren Vater Rudolph als Gastwirt in Hamburg-Altona tätig war. Allerdings ließ sich nicht in Erfahrung bringen, was es mit diesem Wappen auf sich hat bzw. woher es stammt. Und da es den für die Scharpenbergs typischen 'Strahl' nicht enthält, habe ich darauf verzichtet, es als Wappen der Startseite zu verwenden.  

Einen eindeutigen Hinweis auf das korrekte Wappen erhielt ich im März 2005, als ich die Gelegenheit erhielt, ein Epitaph der Familie Hans Vollrath von Scharffenberg in der St. Anna Kirche in Niendorf a.d. Stecknitz zu fotografieren.

Im 14. Jahrhundert besaßen die Ritter von Scharffenberg das Gut „Sedorp“ und zugleich, ums Jahr 1460, auch das Gut Niendorf a.d. Stecknitz. 1558 (oder 1559) starb als Besitzer von Seedorf und Niendorf Burchard von Scharffenberg. Da belehnte Herzog Franz I., wohl auf Fürsprache des Schweden Königs Gustav Wasa, den Vetter des Verstorbenen, den in schwedischen Diensten stehenden Hans von Scharffenberg mit dem Gut Niendorf.


Scharffenbergsches Epitaph
St. Anna Kirche
Niendorf a.d. Stecknitz

Wappen Scharffenberg
vergrößert aus
Epitaph Niendorf

Sein Nachfolger im Besitz des Gutes war Hans Vollrath von Scharffenberg, wohl sein Sohn. 1581 ermöglichte dieser durch die Berufung eines Predigers und indem er der Kirche die Einkünfte einer Vikarie beilegte, die seine Vorfahren am Johannis Altar in der Domkirche zu Hamburg gestiftet hatten, die Gründung der selbständigen Kirchengemeinde Niendorf a.d.Stecknitz. Er erhielt daraufhin das Pfarrpatronat für sich und seine Nachkommen im Gutsbesitz. Zur Erinnerung an ihren großen Wohltäter und den Stifter des Kirchspiels Niendorf erhielt die Kirche St. Anna 1614 das Scharffenbergsche Epitaphium, ein Gemälde von 3 m Höhe und 1,70 m Breite (s. links). Unter dem Gekreuzigten knieen Hans Vollrath Scharffenberg und seine Frau sowie mehrere Kinder.

Zu beiden Seiten des Bildes sind 16 Wappen adliger Familien angebracht, u.a. auch das der Scharffenbergs, (s. Vergrößerung). Dieses Epitaph ist in der Kirche zu Niendorf a.d. Stecknitz noch heute in bestem Zustand erhalten.